Egal, ob du an Unternehmen oder direkt an Konsumenten verkaufst – jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um deine Marke neu zu bewerten.
Für viele Marketer ist das ein unangenehmes Thema, weil es schwer messbar ist und Ergebnisse meist erst mittel- bis langfristig sichtbar werden. Aber gerade in den letzten Wochen wurde deutlich, welche Unternehmen in ihre Marke investiert und eine loyale Kunden-Community aufgebaut haben.
Branding ist ein Wettbewerbsvorteil – und es lohnt sich definitiv zu prüfen, wie du deine Marke stärken kannst. Ich sehe Marken immer wie eine Person: Ist das jemand, den ich gerne kennenlernen oder mit dem ich Zeit verbringen möchte? Wenn du nicht klar kommunizierst, wofür du stehst und welche Haltung du vertrittst, wird es für deine Kunden schwierig, dich kennenzulernen oder dir zu vertrauen.
Bestimmte gesellschaftliche und makroökonomische Entwicklungen gibt es schon seit Jahren – die aktuelle Krise hat ihre Bedeutung jedoch stark beschleunigt.
Ana Andjelic, eine der kommenden CMOs laut Forbes und Soziologin mit PhD, fasst es so zusammen:
Radikaler Individualismus ist out, soziale Verbundenheit ist in. Der Fokus liegt nicht mehr auf dem einzelnen Endkunden, sondern auf den Communities, zu denen er gehört. Wie Personas einst einzelne Konsumenten sichtbar machten, so macht die neue Marken-Methodik Konsumenten-Communities sichtbar – samt ihrer Wechselwirkungen. Der neue Fokus liegt nicht nur auf den Aktionen der Marke, sondern auch auf ihren sekundären Effekten. Die vorpandemische kundenorientierte Markenstrategie wird nun zur gesellschaftszentrierten Strategie.
Vor diesem Hintergrund haben sich vier C’s für moderne Marken herauskristallisiert:
- Community
- Content
- Curation
- Collaboration
Schauen wir uns diese kurz an:
Community
Was Content vor zehn Jahren durchgemacht hat, passiert jetzt mit Communities: Vom „Nice-to-have“ zum „Must-have“. Egal, in welcher Branche du bist – wenn du eine eigene Community aufbauen willst, musst du eine klare soziale Mission und Werte vermitteln. Sie sind das Fundament jeder funktionierenden Community.
Ana sagt weiter:
Marken müssen aufhören, Communities nur als Top-of-the-Funnel-Taktik zu sehen, und sie stattdessen als langfristige Bottom-of-the-Funnel-Strategie begreifen – für Bindung, Loyalität und Weiterempfehlung. Der nächste Schritt: Die wertvollsten Kunden-Communities definieren und gezielt ansprechen. Community Management muss persönlicher werden. Zum Beispiel: Hochwertiger Service im stationären Handel kann sich auch in gleichwertigem Support via WhatsApp, Zoom oder Chat widerspiegeln.
Content
Für die meisten Unternehmen ist Content bereits ein zentraler Teil der Markenstrategie. Doch Formate und Kanäle verändern sich.
Marken in allen Branchen setzen verstärkt auf Livestreams. Instagram Live hat einen Boom ausgelöst: Marken bieten uns heute Rezepte, Meditationen, Online-Workouts, Einrichtungstipps, Life Coaching, Filmlisten, Poesie, Welpenfotos oder DIY-Ideen.
Diese Inhalte öffnen – auch nach der Krise – die Tür zu agilen Content-Formaten. Es gibt zudem eine erfreuliche Bewegung weg von Hochglanz-Kampagnenbildern hin zu authentischen Inhalten.
Ana ergänzt:
Marken sollten den lo-fi Ansatz umarmen und sich mit ungeschliffenem, live produziertem Content positionieren, der gemeinsames Erleben und soziales Miteinander fördert. Community-orientierter Content funktioniert derzeit besser als der durchgestylte Influencer-Content – wie man an aktuellen Memes und Ästhetik-Trends sieht.
Auch wenn es manchmal überwältigend wirkt: Diese Entwicklung zwingt Marken, über reines Produktmarketing hinauszudenken und ihre kulturelle Rolle zu definieren.
Curation
In einer Flut aus Blogartikeln, Produkt-Launches und News fällt es schwer, Relevantes von Irrelevantem zu unterscheiden. Deine Marke kann hier zur Filterinstanz werden.
Es muss nicht alles dein eigener Content sein – kuratiere Artikel, Meinungen, Produkte, Newsletter oder Bücher, die zu deiner Marke passen und deinen Kunden echten Mehrwert bieten.
Du kannst auch alte Inhalte aus deinen Archiven neu aufbereiten oder aus deiner Community Highlights zusammenstellen – was Einzelne wertvoll finden, gefällt oft auch anderen.
Werde zur vertrauenswürdigen Kuratorin, wie die Freundin, die dir immer genau die richtigen Links schickt.
Collaborations
Partnerschaften gehören seit Jahrzehnten zum Repertoire von Unternehmen. Aber gerade jetzt ist es wichtig zu zeigen, dass du Teil eines Ökosystems bist. Suche dir Partner mit ähnlichen Werten und Relevanz für deine Zielgruppe – für Webinare, Co-Produktionen oder soziale Projekte.
So erreichst du neue Zielgruppen, zeigst aber auch, dass du kein Einzelkämpfer bist. Netzwerke und positive Synergien stärken deine Markenwahrnehmung enorm.
Wenn du kontinuierlich kooperierst, wirst du als Meinungsführer und Branchen-Connector wahrgenommen.
Fazit
Ana schliesst ihren 4C-Rant mit folgendem Appell:
Diese Krise ist kein kurzfristiger Ausnahmezustand. Sie ist ein Weckruf, wie Unternehmen künftig wirtschaften. Der Erfolg einer Marke wird daran gemessen, wie sehr sie andere Unternehmen unterstützt, das Leben ihrer Kunden verbessert, ihrer Community dient und welche Art von Gesellschaft sie widerspiegelt. Corona wird Marken nicht töten – Selbstzufriedenheit schon.
Die 4Cs – Community, Content, Curation und Collaboration – gelten für jede Marke. Auch im B2B-Bereich, wo es vielleicht weniger offensichtlich ist.
Und wenn du immer noch zweifelst: Wenn dein Wettbewerber diese Prinzipien anwendet – und du nicht – dann verlierst du. Langfristig. Deutlich.